Die Schneelast bei Terrassendächern berechnen

In diesem Beitrag erläutern wir Ihnen die Bedeutung der Schneelast für das Terrassendach, gehen auf die gültigen Berechnungsvorschriften rund um die Schneelast ein und zeigen Ihnen, warum die Schneelastberechnung eine Sache für den Fachmann ist.

Eine einzige Schneeflocke wiegt in etwa 4 mg – das entspricht einem Gewicht von vier Tausendstel Gramm. Wenn im Winter allerdings mehrere Millionen der kleinen Kristalle herabschneien, bleiben oft massive Schneedecken mit Gewichten von bis zu 500 kg pro Kubikmeter liegen. Bei der Planung von Terrassendächern gilt es daher, die konstruktive Tragfähigkeit präzise auf die maximal zu erwartenden Schneemassen auszulegen. Dazu ist eine fachgerechte Schneelastberechnung erforderlich, im Zuge derer verschiedene Einflussfaktoren von der Höhenlage des Gebäudes über die Neigung des Terrassendachs bis zur Montagesituation am Haus berücksichtigt werden.

Eine fehlerhafte oder nicht durchgeführte Schneelastberechnung kann bei extremen Wetterereignissen wie Schneeverwehungen oder Tauwetter nach einer langen Schneeperiode dazu führen, dass die konstruktive Tragfähigkeit des Dachs nicht mehr gewährleistet ist. Im schlimmsten Fall drohen der Einsturz des Terrassendachs und die Gefährdung von Menschenleben.

Die Bedeutung der Schneelast für das Terrassendach

Auch in Zeiten des Klimawandels ist hierzulande weiterhin mit regional auftretenden, großen Schneemassen zu rechnen. Schneefall ist im Allgemeinen zwar seltener geworden, konzentriert sich aber häufig auf Wetter-Extremereignisse, die bei der Planung und dem Bau von Terrassenüberdachungen und Wintergärten zu berücksichtigen sind.

Um Ihnen die Bedeutung der Schneelast für Überdachungen zu verdeutlichen, möchten wir Ihnen hier zunächst ein Gefühl für das Gewicht von Schnee geben. Das Gewicht von Schnee wird in der Regel in der Einheit „Kilogramm pro Kubikmeter“ angegeben und hängt maßgeblich von der molekularen Struktur des Schnees ab. Diese kann sich je nach Alter und Zustand des Schnees stark unterscheiden:

Merkmale des Schnees Gewicht in kg pro Kubikmeter
Lockerer Neuschnee (Pulverschnee) 30 – 50 kg/m³
Gebundener Neuschnee 50 – 100 kg/m³
Trockener Altschnee 200 – 400 kg/m³
Feuchtnasser Altschnee (Tauwetter) 300 – 500 kg/m³
Wasser-Eis Bis zu 900 kg/m³

Es liegt auf der Hand, dass Terrassendächer oder Überdachungen von Wintergärten darauf ausgelegt werden müssen, auch den Lasten schweren Schnees mit hohem Wasser- und Eisanteil standhalten zu können. Um diese Auslegung zu vereinfachen, können Planer auf definierte Schneelastzonen zurückgreifen und anhand von Kartenmaterial regionale Unterschiede mit einbeziehen.

Schneelastzonen und örtliche Schneelast

Die regionaltypische Schneelast wird jeweils in der Einheit kN/m² angegeben und kann der europäischen Norm DIN EN 1991-1-3 „Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1-3: Allgemeine Einwirkungen – Schneelasten“ entnommen werden.

Der Begriff kN („Kilonewton“) bezeichnet die im Bauwesen übliche Einheit für Kräfte, dabei entspricht 1 kN in etwa einem Gewicht von 100 kg. Bei einer Schneelast von 1,0 kN/m² wirkt pro Quadratmeter als eine Kraft von 100 kg auf die darunterliegende Fläche.

Das Kartenmaterial beinhaltet eine Einteilung des gesamten Bundesgebietes in verschiedene Zonen. Dadurch ist es dem Planer möglich, erste Anhaltspunkte für Schneelasten für die betreffende Region zu entnehmen und diese mit weiteren Einflussfaktoren wie der Terrassenneigung und der genauen Höhe des Standorts zur Auslegung des Terrassendachs zu nutzen.

Die regionaltypische Schneelast steigt von Zone 1 bis zu Zone 3 an, wobei sich für die einzelnen Zonen folgende Mindestwerte ergeben:

Schneelastzone Mindestschneelast in kN/m²
Schneelastzone 1 0,65 kN/m²
Schneelastzone 1a 0,81 kN/m²
Schneelastzone 2 0,85 kN/m²
Schneelastzone 2a 1,06 kN/m²
Schneelastzone 3 1,10 kN/m²

Bei der Interpretation dieser Tabelle ist zu berücksichtigen, dass es regional, sogar innerhalb von Ortschaften und Gemeinden, zu Abweichungen kommen kann. Dies gilt insbesondere für einige Standorte im Harz und Fichtelgebirge (Schneelastzone 3), in den Landkreisen  der Rhön, Vogelsberg und Hochschwarzwald (Schneelastzone 2a). Darüber hinaus haben einige Gebiete des norddeutschen Tieflands eine Sonderstellung, die auf die Kältewelle im Jahr 1978 zurückgeht und eine Veränderung der Schneelastberechnung mit sich brachte. 

Basierend auf den oben genannten Schneelastzonen kann im zweiten Schritt die örtliche Schneelast ermittelt werden, indem die Höhenlage des Standorts mit einbezogen und in die zonenspezifische Berechnungsformel eingesetzt wird:

  • Zone 1 sk = 0,19 + 0,91 * ((A+140)/760)² > 0,65 (kN/m²)
  • Zone 1a sk = 1,25 * [0,19 + 0,91 * ((A+140)/760)²] > 0,81 (kN/m²)
  • Zone 2 sk = 0,25 + 1,91 * ((A+140)/760)² > 0,85 (kN/m²)
  • Zone 2a sk = 1,25 * [0,25 + 1,91 * ((A+140)/760)²] > 1,06 (kN/m²)
  • Zone 3(1) sk = 0,31 + 2,91 * ((A+140)/760)² > 1,10 (kN/m²)

Durch diese Berechnung erhält der Planer die sogenannte Bodenschneelast, die dann noch um die Dachneigung und einen Faktor für Schneeanhäufung zu korrigieren ist.

Für die genaue Berechnung der Schneelast und die daraus resultierende Auslegung der Terrassenüberdachung empfiehlt es sich aus Sicherheitsgründen grundsätzlich, einen Experten zu beauftragen.

Warum ist die korrekte Schneelastberechnung wichtig?

Eine korrekte und fachgerecht ausgeführte Schneelastberechnung stellt eine Grundvoraussetzung für den Bau eines sicheren, tragfähigen Terrassendachs dar. Die Einbeziehung der regionalen Schneelast und der individuellen Höhenlage des Standorts ist dabei wichtig, um die Überdachung auf die erwartbare, lokale Schneemenge auszulegen. 

Wird die Schneelast bei der statischen Auslegung des Terrassendachs nicht berücksichtigt oder falsch berechnet, können sich erhebliche Konsequenzen ergeben. Abgesehen von der potenziellen Gefährdung von Menschenleben durch ein herabstürzendes Terrassendach oder einen einstürzenden Wintergarten sind auch die finanziellen Folgen gravierend. Denn eine Standard Wohngebäude- oder Hausratsversicherung greift bei Schneelastschäden in der Regel nur dann, wenn der Versicherungsnehmer auch eine zusätzliche Elementarschutzversicherung abgeschlossen hat.  Sollte ein Gutachter der Versicherung Mängel oder gar das Fehlen der Berechnung feststellen, kann die Versicherung die Schadensregulierung sogar komplett verweigern. Dies kann sich dann besonders dramatisch auswirken, sollten Personen zu Schaden gekommen und die im Raum stehenden Folgekosten nicht abdeckt sein.

Wurde die Schneelast zu gering berechnet oder fehlt die Schneelastberechnung beim Terrassendach ganz, kann dies im Extremfall sogar einen Rückbau der Terrassenüberdachung notwendig machen. Dabei gibt es regional je nach zuständigem Bauordnungsamt Unterschiede, wie mit Abweichungen bei bereits erstellten Dächern umgegangen wird. Bauherren sollten sich daher vor dem Bau von Terrassenüberdachungen oder Wintergärten beim Bauordnungsamt erkundigen und absichern. Ob insbesondere auch eine Baugenehmigung notwendig wird, handhaben die einzelnen Bundesländer unterschiedlich.

Ungeachtet der rechtlichen Situation ist der Eigentümer bei fehlender oder mangelhafter Schneelastberechnung verpflichtet, während der kalten Jahreszeit bei Schneefall mit Übersteigen der Tragfähigkeit des Dachs, die Dachfläche unmittelbar zu räumen, um Schaden für Leib und Leben abzuwenden. Sind die zu erwartenden Schneelasten hingegen von Beginn ab berücksichtigt, ist eine etwaige Räumung des Dachs nur in seltenen Extremfällen erforderlich.

Besonderheiten bei Terrassendächern und Wintergärten

Terrassendächer und Wintergärten unterscheiden sich in ihrer Bauweise grundlegend von herkömmlichen Wohngebäuden und genießen dabei auch im Zuge der Schneelastberechnung eine Sonderrolle. Eine der wesentlichen Besonderheiten ist die Dachneigung, die oft sehr viel geringer als beim klassischen Schrägdach ist. Die geringe Neigung von Terrassenüberdachungen führt dazu, dass die vertikale Kraftkomponente der Schneelast deutlich ausgeprägter ist. Dies schlägt sich bei der Schneelastberechnung in einem geringen Abminderungsfaktor nieder.

Die zweite wesentliche Besonderheit von Terrassendächern, Wintergartendächern und vergleichbaren Dachaufbauten wie etwa Carports ist die Bauweise. Die bei Wintergärten und Terrassendächern üblichen Konstruktionsprofile bestehen meist aus Aluminium und müssen so ausgelegt werden, dass auch die zu erwartenden Schneelasten kein Problem für die Statik darstellen. Gegebenenfalls sind Profile stärker zu dimensionieren oder müssen mit Stahlverstärkungen ausgestattet werden, um die Schneelast ausreichend zu berücksichtigen.

Die CE-Zertifizierung / DIN EN 1090 Zertifizierung

Die europäische Norm DIN EN 1090 betrifft grundsätzlich alle Hersteller sowie Zulieferer und Händler, die tragende Bauteile aus den Werkstoffen Stahl und Aluminium in den Verkehr bringen. Die Norm berücksichtigt neben einer werkseigenen Produktionskontrolle und dem Konformitätsnachweis auch die erforderliche CE-Kennzeichnung für solche Bauteile. Im Zusammenhang mit dem Bau von Terrassenüberdachungen gilt es aus Anwendersicht, auf die Zertifizierung des Herstellers bzw. Bauunternehmens gemäß DIN EN 1090 zu achten. Denn bereits seit dem 1. Juli 2014 sind Hersteller von Terrassendächern verpflichtet, eine solche Zertifizierung bereits im Angebotsschreiben zu erwähnen. Fehlt die Zertifizierung, darf das Unternehmen weder ein Terrassendach anbieten noch tragende Bauteile liefern oder montieren.

Fachgerechte Schneelastberechnung durch den Experten

Eine fachgerechte Schneelastberechnung stellt eine absolute Grundvoraussetzung für den nachhaltigen und sicheren Bau einer Terrassenüberdachung dar. Um Berechnungsfehlern und den daraus folgenden Konsequenzen vorzubeugen, empfiehlt sich die Beauftragung eines qualifizierten Fachunternehmens. 

Bei Döppner beraten wir Sie kompetent und professionell zu allen Fragen rund um die örtliche Schneelastberechnung. Auf Grundlage langjähriger Erfahrungswerte und moderner Berechnungssoftware sind wir in der Lage, die Statik Ihres Terrassendachs in kürzester Zeit zu berechnen. Gerne übernehmen wir die Berechnung auch direkt vor Ort in der Ausstellung – sprechen Sie uns an.

Weitere Quellen und Berichte

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